Alois Müller GmbH: „Es fehlt ein klarer Transformationsplan“

Andreas MüllerAlois Müller GmbH

In unserer Interview-Reihe sprechen wir mit kleinen und mittleren Unternehmen über das Thema nachhaltige Innovationen – und darüber, welche staatlichen Rahmenbedingungen aus ihrer Perspektive gegeben sein müssen, damit die anstehende Nachhaltigkeitstransformation erfolgreich bewältigt werden kann. Heute geht es um die mittelständische Alois Müller GmbH aus Ungerhausen, die sich auf Energie- und Gebäudetechnik spezialisiert hat. Geschäftsführer Andreas Müller erwartet von der Politik einen klaren Transformationsplan.

Herr Müller, was produziert Ihr Unternehmen genau?

Wir haben uns auf den Bau von komplexen Energieerzeugungsanlagen für Wärme, Kälte, technische Gase und Strom bei industriellen und mittelständischen Unternehmen spezialisiert. Wir bieten zudem Serviceleistungen an, damit unsere Kunden ihre Energiekosten unter Einhaltung aller Umweltauflagen senken, ihre Effektivität und Effizienz steigern und Ressourcen durch den Einsatz regenerativer Energien schonen können.

Was hat den Ausschlag dafür gegeben, Ihr nachhaltigeres Produkt herzustellen?

Die Idee entstand eigentlich 2011 nach dem Atomausstieg. Da habe ich nur gedacht: Wenn das tatsächlich alles so stattfindet, dann werden wir auf andere volatilere Energieträger wie Photovoltaik umschwenken. Und dann werden sich auch die Anforderungen an die Gebäudetechnik ändern. Mit diesen Gedanken haben wir dann unsere Green Factory aufgebaut.

Was hätten Sie sich bei dieser Neuausrichtung vonseiten der Politik gewünscht?

Weniger Wechselhaftigkeit. Das ist eigentlich unser größtes Problem.

Es fehlt ein klarer Transformationsplan, schon seit dem Atomausstieg.

Andreas Müller

Man ist ausgestiegen, hat aber nicht gesagt, wie genau es weitergehen soll. Aktuell sehen wir nun eine grüne Ordnungspolitik, die sagt, wie es weitergehen soll und dabei die Wirtschaft zerstört. Unsere Kunden fragen uns nun: Was ich denn überhaupt richtig? Und was kann man glauben? Die Menschen sind verunsichert. Deshalb verkaufen wir so viele Öl- und Gasheizungen wie nie zuvor.

So viel Vertrauen ist verloren gegangen. Es fehlt an Aufklärung, aber auch an einer durchgängigen Logik. Uns kostet das unnötig viel Beratungskraft. Was wir uns wünschen, wäre daher ein langfristiger, nachhaltiger Transformationsplan. Wir brauchen eine starke Wirtschafts- und Energiepolitik, auf die sich die Menschen verlassen können. Man muss Vertrauen schaffen, Beständigkeit und Logik.

Welches Potential sehen Sie noch für Ihr Unternehmen, gibt es weitere Planungen für mehr Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz?

Das Thema Energie- und Gebäudetechnik entwickelt sich stark weiter. Wir sehen für die Zukunft nicht nur das Thema Energie-Erzeugung und Energie-Management, sondern auch das Thema Gebäudefassade.

Ein Beispiel: Ein bereits bestehendes Gebäude lässt sich nicht ohne Weiteres mit einer Wärmepumpe beheizen. Da muss man zusätzlich dämmen. Wenn einem nichts besseres einfällt, packt man diese 10 bis 20 Zentimeter Dämmung einfach auf die Fassade. Das ist keine gute Lösung.

Doch mittlerweile gibt es neue Innovationsmöglichkeiten an der Wand. Mit denen beschäftigen wir uns. Die Themen Gebäudetechnik und Gebäudefassade müssen mehr zusammenwachsen.

Was könnte die Politik tun, um eine nachhaltige Produktion besonders in KMU zu unterstützen?

Wir stellen momentan fest, dass vor allem Privatpersonen und Unternehmen, die einen hohen Cashflow haben, in nachhaltige Lösungen investieren. Alle anderen sagen: Mal schauen, wie lange wir das Thema noch aussitzen können. Da fehlen günstige Finanzierungsmöglichkeiten, beispielsweise über die KfW-Bank.

Auch den Mittelstand sollte man über spezielle Finanzierungen erreichen, damit er sich die Transformation leisten kann. Wir brauchen hier ein starkes Mittelstandsprogramm. Ansonsten kommt eine riesige Belastung auf uns zu. Bisher fokussiert die Politik auf große Player. Aber man wird sich wundern, wie unsere Marktwirtschaft darunter leiden wird, wenn viele kleinere Unternehmen aufhören müssen – und der Markt von großen Playern dominiert wird.

Was, denken Sie, brauchen wir generell, um die Bahnen in eine nachhaltige Soziale Marktwirtschaft bzw. nachhaltigere Wirtschaftsform zu lenken?

Wir brauchen eine klare Debatte. Viele Dinge werden nicht mehr vernünftig angesprochen. Das gilt auch für unseren Arbeitsmarkt. Menschen, die noch nie in ihrem Leben richtig gearbeitet haben, sprechen von Work-Life-Balance. Und Menschen aus Drittländern, die fleißig sind, kämpfen mit bürokratischen Hürden und engen Arbeitsmechanismen. Wir setzen so unseren Wohlstand aufs Spiel.

Was wir auch dringend brauchen, ist eine schärfere Besteuerung von CO2. Das ist doch die einzige, ehrliche Maßnahme. Wir haben aktuell nur einen kleinen Teil an Top-Unternehmen, die sagen: Wir wollen das Thema Nachhaltigkeit so schnell wie möglich angehen und von der Agenda streichen. Für den Rest geht es am Ende des Tages dagegen ums Geld.

Schauen wir uns doch nur den Gaspreis an. Der fossile Brennstoff ist wieder günstig und der Druck damit vom Kessel. Es gibt keine Notwendigkeit, etwas zu tun. Und da setzt eine schärfere Besteuerung an.

Diejenigen, die grüne Technologie einsetzen, müssen endlich bessergestellt werden.

Andreas Müller

Wir brauchen da eine starke und klare Wirtschaftspolitik mit Anreizen.

Weitere Beiträge zum Thema auf unserem Blog:

Ressourcen und Klima – die zukünftigen Herausforderungen der Bauwirtschaft von Prof. Dr. Dirk E. Hebel, Karlsruher Institut für Technologie

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