Windkraft

Öffentliche Stromerzeugung 2024: Deutscher Strommix so sauber wie nie

Prof. Dr. Bruno BurgerFraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme

Die öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland hat 2024 einen Rekordanteil erneuerbarer Energien erreicht: 62,7 Prozent. Bei der Solarstrom-Erzeugung wurde 2024 ein neuer Bestwert von 72,2 Terawattstunden erzielt, auch der Ausbau der Photovoltaik liegt weiterhin über den Zielen der Bundesregierung.

Da auch die Erzeugung aus Braunkohle um 8,4 Prozent und Steinkohle um 27,6 Prozent zurück ging, war der deutsche Strommix so CO2- arm wie nie zuvor. Der Importsaldo stieg auf ca. 24,9 TWh.

Windkraft wichtigste Stromquelle

Die Windkraft war auch 2024 wieder die wichtigste Stromquelle, sie trug mit 136,4 Terawattstunden etwa ein Drittel zur öffentlichen Stromerzeugung bei. 2024 war damit ein schwächeres Windjahr als 2023 (139 Terrawattstunden). Der Anteil der Onshore-Windkraft sank um etwa fünf Terrawattstunden auf 110,7 Terrawattstunden, die Offshore-Produktion lag etwas über dem Vorjahresniveau.

Der Ausbau der Windenergie bleibt allerdings weiterhin deutlich hinter dem Plan zurück:

  • Bis November waren onshore 2,4 Gigawatt (GW) neu errichtet, geplant waren aber 7 GW.
  • Der Ausbau der Offshore-Anlagen verlief etwas besser als in den Vorjahren. Hier wurden 2024 0,7 GW neu errichtet (geplant sind 5-7 GW jährlich bis 2026 und 30 GW gesamt bis 2030).

Photovoltaik übertraf Ziele der Regierung

Photovoltaik-Anlagen haben im Jahr 2024 ca. 72,2 TWh erzeugt. Davon wurden 59,8 TWh ins öffentliche Netz eingespeist und 12,4 TWh im Eigenverbrauch genutzt. Die gesamte Produktion hat sich gegenüber dem Vorjahr um 18 Prozent erhöht. Ihr Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung lag bei 14 Prozent.

Der Juli 2024 war mit 10,3 TWh der Monat mit der höchsten solaren Stromerzeugung. Der Photovoltaik-Ausbau übertraf im Jahr 2024 wie bereits 2023 die Ziele der Bundesregierung: Statt der geplanten 13 Gigawatt wurden über 16 Gigawatt errichtet. Die gesamte installierte Solarleistung lag Ende 2024 bei 99 Gigawatt. Der PV-Ausbau in Deutschland liegt damit weiterhin auf einem zweistelligen Niveau.

Die Wasserkraft lag mit 21,7 TWh etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Die installierte Leistung von Laufwasseranlagen liegt bei 6,4 GW. Die Biomasse trug mit 36 TWh zur Stromerzeugung bei, wobei die installierte Leistung unverändert bei 9,1 GW lag.

Stromerzeugung mit so wenig CO2 wie nie

Insgesamt produzierten die erneuerbaren Energien im Jahr 2024 ca. 275,2 TWh Strom und liegen damit 4,4 Prozent über dem Vorjahr (267 TWh). Der Anteil der in Deutschland erzeugten erneuerbaren Energien an der Last – also dem Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt – lag bei 56 Prozent gegenüber 55,3 Prozent im Jahr 2023.

Durch den steigenden Anteil erneuerbarer Energien und den Rückgang der Kohleverstromung ist die Stromerzeugung so CO2-arm wie nie zuvor, seit 2014 haben sich die Emissionen aus der Stromerzeugung halbiert (von 312 auf ca. 152 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr). Die Kohlendioxidemissionen der deutschen Stromerzeugung lagen 58 Prozent niedriger als zu Beginn der Datenerhebung 1990.

Die Last, d.h. die Summe aus öffentlichem Stromverbrauch und den Netzverlusten, betrug 462 TWh und lag damit leicht über dem Niveau des Jahres 2023 von 458 TWh. Dabei ist zu beachten, dass der Eigenverbrauch von Solarstrom auf ca. 12,4 TWh gestiegen ist. Dieser Eigenstromverbrauch zählt gemäß Definition nicht zur Last, deutet aber auf einen insgesamt gewachsenen Stromverbrauch hin.

Bedarf an Speicherkapazität steigt

Parallel zum Ausbau der erneuerbaren Energiequellen in Deutschland steigt auch der Bedarf an Speicherkapazität. Dezentrale Batteriespeicher sind besonders gut geeignet, um die Erzeugung von Wind- und Solarstrom zu puffern. So werden neue Photovoltaik-Anlagen in Privathaushalten meistens gemeinsam mit einem Heimspeicher installiert. Noch fehlen allerdings bei den meisten kleinen Anlagen die Eingriffsmöglichkeiten oder Anreizsysteme für einen netzdienlichen Betrieb.

Im Segment der Großspeicher könnte sich in den nächsten Jahren die installierte Leistung vervielfachen, wenn alle von Projektierern im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur vorangemeldeten Projekte umgesetzt werden.

  • Die installierte Batterieleistung stieg stark auf 12,1 GW (8,6 GW in 2023).
  • Die Speicherkapazität stieg von 12,7 GWh auf 17,7 GWh.
  • Die Leistung der deutschen Pumpspeicherwerke liegt bei rund 10 GW und ihre Kapazität bei 40 GWh.

Erstes Jahr ohne Kernkraft

2024 war in Deutschland das erste volle Jahr ohne eigene Stromerzeugung aus Kernkraft seit 1962, nachdem im April 2023 die letzten drei Atomkraftwerke Emsland A, Neckarwestheim 2 und Isar 2 abgeschaltet wurden. In ihrem letzten kompletten Betriebsjahr 2022 hatten diese 6,3 Prozent der öffentlichen Stromerzeugung geliefert. Diese wurde durch die Erzeugung aus erneuerbaren Energien energetisch ersetzt.

Die öffentliche Nettostromerzeugung der deutschen Kohlekraftwerke geht weiter zurück:

  • Braunkohle lieferte 71,1 TWh, das sind 8,4 Prozent weniger als im Vorjahr (77,6 TWh).
  • Noch stärker sank die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken:  Sie lieferten 24,2 TWh, ein Minus von 27,6 Prozent gegenüber 2023.

Für historische Vergleiche muss die Bruttostromerzeugung betrachtet werden, da es erst seit 2002 Zahlen zur Nettostromerzeugung gibt. Die Bruttostromerzeugung aus Braun- und Steinkohle in Summe lag ungefähr bei 108 TWh. So ein niedriges Niveau hatten wir in Deutschland zuletzt im Jahr 1957.

Die Nutzung von Erdgas zur Stromerzeugung stieg mit 48,4 TWh für die öffentliche Stromversorgung um 9,5 Prozent über das Niveau des Vorjahres. Zusätzlich wurden 25,6 TWh zur industriellen Eigenversorgung erzeugt.

Import und Export von Strom

2023 verzeichnete Deutschland erstmals einen Importüberschuss von 9,2 TWh, was besonders an den geringeren Stromerzeugungskosten in den europäischen Nachbarländern im Sommer und den hohen Kosten der CO2-Zertifikate lag.

Der Import stieg 2024 insbesondere wegen der niedrigen Strompreise der Nachbarländer im Saldo auf 24,9 TWh. Die wichtigsten Importländer waren Frankreich (Saldo 12,9 TWh), Dänemark (12,0 TWh), Schweiz (7,1 TWh) und Norwegen (5,8 TWh). Deutschland exportierte Strom im Saldo nach Österreich (7,4 TWh), Polen (3,5 TWh), Luxemburg (3,5 TWh) und Tschechien (2,8 TWh).

Im November und Dezember stiegen die Börsenstrompreise deutlich an. Dadurch wurde die fossile Stromerzeugung zeitweise rentabler als im Sommer und die Importe fielen in der Folge. Deutschland hat im Gegensatz zu seinen Nachbarländern (Österreich, Schweiz, Frankreich) auch im Winter genügend Kraftwerkskapazitäten, um Strom für den Export zu produzieren.

Die Daten zeigen, dass die Energiewende auf einem guten Weg ist und dass die gestiegene Erzeugung aus erneuerbaren Energien das deutsche Energiesystem unabhängiger von fossilen Importen macht.

Weitere Informationen finden Sie hier.

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