Klimaanpassung: Sind Kommunen auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet?

Dr. Antje OttoInstitut für Umweltwissenschaften und Geographie der Universität Potsdam
Dr. Thomas Friedrich ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Städte und Gemeinden sind häufig eng besiedelt und weisen eine hohe Dichte an Infrastruktur auf. Dies kann sie und die örtliche Bevölkerung besonders anfällig für Hitzeperioden, Starkregenereignisse, Überschwemmungen, Stürme oder Trockenphasen machen. Derartige Ereignisse zeigen sich bereits in Deutschland.

Es wird angenommen, dass sie in den kommenden Jahren im Zuge des voranschreitenden Klimawandels weiter zunehmen und intensiver werden. Dies kann in Städten und Gemeinden unter anderem zu schwerwiegenden gesundheitlichen Belastungen der Menschen und hohen Schäden an Gebäuden und Infrastrukturen führen.

Die kommunale Klimaanpassung zielt daher darauf ab, die lokale Widerstandsfähigkeit gegenüber diesen klimatischen Veränderungen zu stärken sowie Bevölkerung und Infrastrukturen zu schützen. Darüber hinaus kann die kommunale Klimaanpassung mit weiteren Zielen verbunden werden, zum Beispiel mit der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung, der Steigerung der urbanen Lebensqualität oder einer Verringerung von Umweltbelastungen.

Zu kommunaler Klimaanpassung zählen Bemühungen und Maßnahmen von Städten und Gemeinden, die dem Zweck dienen, Kommunen gut auf Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten und an veränderte klimatische Bedingungen anzupassen.

Antje Otto und Thomas Friedrich

Kommunen als Umsetzungsakteure in der Klimaanpassung

Kommunen erfüllen zentrale Aufgaben der Daseinsvorsorge, die vielfach von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Dazu zählen etwa die Stadt- und Bauleitplanung, die Instandhaltung kommunaler Verkehrsinfrastrukturen, die Bereitstellung und Pflege von Grünflächen, die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie der Bevölkerungs- und Gesundheitsschutz.

Für die Kommunen ergeben sich damit zahlreiche Möglichkeiten, um Klimaanpassung vor Ort zu stärken. Beispielsweise:

  • die Schaffung und Aufwertung von Grün- und Wasserflächen zur Kühlung
  • die Verbesserung des Abwasser- und Regenwassermanagements
  • die Anpassung der Flächennutzung und der Bauvorschriften
  • die Sensibilisierung und Beteiligung besonders betroffener Bevölkerungsgruppen und der gesamten Öffentlichkeit

Vor diesem Aufgabenprofil wird schnell ersichtlich, warum Kommunen als wichtige Umsetzungsakteure der Anpassung an den Klimawandel gelten. Als unterste Verwaltungseinheit im föderalen Mehrebenensystem in Deutschland haben sie den unmittelbaren Zugang zu lokalen Ressourcen, Infrastrukturen und Entscheidungsgremien und können daher Maßnahmen zur Klimaanpassung umsetzen, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Gegebenheiten vor Ort zugeschnitten sind.

Klimaanpassung besonders für kleine Kommunen eine Herausforderung

In den letzten Jahren ist die Aufmerksamkeit für und Beschäftigung mit Themen der Klimaanpassung in vielen Kommunen gewachsen. So informieren sich mehr und mehr Kommunen zu dem Thema, beteiligen sich in Netzwerken oder Projekten, setzen (erste) Anpassungsmaßnahmen um oder erarbeiten eine Klimaanpassungsstrategie.

Allerdings zeigen Befragungen und Recherchen hierzu, dass Klimaanpassung vielerorts im Vergleich zum Klimaschutz und anderen kommunalen Arbeitsfeldern eine geringere Priorität erhält. Zudem sind größere Städte häufig weitaus aktiver als mittlere und kleinere Städte.

Insbesondere für kleinere Kommunen stellt die kommunale Klimaanpassung als eigenständiges Tätigkeitsfeld noch Neuland dar. Wenn kleinere Kommunen Anpassungsmaßnahmen umsetzen, erfolgt dies eher als konkrete Antwort auf eine erlebte Betroffenheit, wie zum Beispiel ein Starkregenereignis – und weniger strategisch vorausschauend.

Welche Faktoren beeinflussen die Umsetzung?

Insgesamt gibt es verschiedene Faktoren, die beeinflussen, ob es einer Kommune gelingt, ein Umsetzungsakteur der Klimaanpassung zu werden. Hierzu zählen in erster Linie verfügbares Personal und ausreichend finanzielle Ressourcen für Investitionen – unter anderem über den Zugang zu Fördermitteln. Eine Unterstützung durch Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit für Anpassungsthemen, die Integration der Klimaanpassung in bestehende Planungsinstrumente und Synergien mit anderen Themenbereichen sind ebenfalls entscheidend.

Eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb der Verwaltung, klare Zuständigkeiten, das Vorhandensein von Grundlagen- oder Umsetzungswissen zum Thema Klimaanpassung in der Verwaltung, ein hohes Dringlichkeitsbewusstsein und Akzeptanz in der Bevölkerung können förderlich wirken, während eine starre Verwaltungsstruktur und eine unklare Rechtslage die kommunale Klimaanpassung hemmen können.

Diese genannten Faktoren sind teilweise eng miteinander verknüpft, verweisen auf komplexe Ursachen und können sich lokal unterschiedlich ausprägen. Gerade in kleinen und mittleren sowie in finanzschwachen Kommunen sind personelle und finanzielle Ressourcen sowie das notwendige Wissen oft in geringerem Ausmaß vorhanden als in großen Städten, in denen wiederum der Austausch innerhalb der Verwaltung und die Festlegung klarer Zuständigkeiten problematischer sein können.

Klimaanpassung als kommunale Querschnittsaufgabe

Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist eine Herausforderung, die alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens betrifft und daher eine umfassende und integrierte Herangehensweise erfordert. Für Kommunen sind mit dieser Querschnittsaufgabe folgende Herausforderungen, aber auch Chancen, verbunden:

Fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit

Der Klimawandel hat zahlreiche Auswirkungen für Städte und Gemeinden, zum Beispiel zunehmende Hitze, Starkniederschläge, Dürren oder neue Gesundheitsrisiken. Diese Auswirkungen betreffen damit die Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten von verschiedenen Fachbereichen, Ressorts oder Ämter wie Stadtplanung, Grünflächen, Infrastruktur, Gesundheit, Wasserver- und Abwasserentsorgung, Landwirtschaft oder Bevölkerungsschutz.

Es ist daher von zentraler Bedeutung, dass Kommunen sich und ihre Verwaltungen auf diese Veränderungen vorbereiten und die dafür erforderliche Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen vereinfachen. Wichtig ist hierfür auch die Integration von Klimaanpassungsmaßnahmen in kommunale Planungsprozesse und -strategien, um sicherzustellen, dass sie systematisch berücksichtigt werden können.

Interdisziplinäre und interkommunale Zusammenarbeit

Die Bewältigung der Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel erfordert nicht nur eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen, sondern darüber hinaus auch einen Austausch und eine Kooperation zwischen Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Bürger*innen.

Innerhalb einer Kommune erfordert Klimaanpassung ein gemeinsames Vorgehen, um Synergien zu schaffen, Ressourcen zu bündeln und voneinander zu lernen. Darüber hinaus kann die Vernetzung und der Wissenstransfer zwischen Kommunen die kommunale Klimaanpassung unterstützen.

Berücksichtigung lokaler Kenntnisse und Bedürfnisse

Kommunen sind am besten mit ihren lokalen Gegebenheiten, Ressourcen und Bedürfnissen vertraut. Zudem werden regionale und lokale Daten zu aktuellen und zukünftig projizierten Klimaausprägungen zunehmend besser verfügbar. Damit können Kommunen ihre spezifischen Verwundbarkeiten gegenüber den Klimafolgen identifizieren und zielgerichtet eine Strategie zur Klimaanpassung entwickeln und dazu passende Maßnahmen priorisieren. Die Einbindung des Wissens und der Bedürfnisse der Bevölkerung und verschiedener Stakeholder ist hierbei zentral, um zu maßgenschneiderten Lösungen zu gelangen.

Einbindung der lokalen Bevölkerung

Die Klimaanpassung vor Ort kann nur erfolgreich sein, wenn sie von der lokalen Gemeinschaft mitgetragen wird. In Kommunen können Bürger*innen, soziale und medizinische Einrichtungen, Teile der Wirtschaft und Zivilgesellschaut sowie weitere lokale Stakeholder aktiv eingebunden werden. Sie können über die Herausforderungen des Klimawandels informiert und sensibilisiert werden sowie zur aktiven Mitgestaltung von Klimaanpassungsmaßnahmen ermutigt oder hierbei unterstützt werden. Durch Partizipation und Zusammenarbeit kann ein breiter gesellschaftlicher Konsens erreicht werden, der die Umsetzung von Maßnahmen langfristig unterstützt.

Externe Unterstützung für kommunale Klimaanpassung

Damit die Anstrengungen für Klimaanpassung auf kommunaler Ebene erfolgreich sein können, bedarf es auch Voraussetzungen, die über die kommunale Ebene hinausreichen. Zu den zu verbessernden Rahmenbedingungen zählen etwa auf der Bundes- und Länderebene:

  • die Festlegung klarer politischer Ziele und rechtlicher Vorschriften für eine langfristige kommunale Klimaanpassung
  • ein niedrigschwelliger Zugang zu breiter finanzieller Unterstützung
  • die Schaffung interdisziplinärer Kooperations- und Kommunikationsstrukturen zwischen verschiedenen politischen Ebenen, Verwaltungsbereichen und Stakeholdern

Zudem spielt auch die Forschung eine wichtige Rolle dabei, die kommunale Klimaanpassung zu unterstützen. Zu den möglichen Verbesserungen zählen:

  • die Fortführung und Intensivierung von Forschungsaktivitäten zur Identifizierung von Anpassungsmaßnahmen, Best-Practice-Beispielen und neuen Erkenntnissen, um fundierte Entscheidungen zu ermöglichen
  • die Berücksichtigung der Vielfalt von Kommunen hinsichtlich ihrer Größe, ihrer Anfälligkeiten, wirtschaftlichen Voraussetzungen, Verwaltungsstrukturen usw. und ihrer dementsprechend unterschiedlichen Bedürfnisse in der Klimaanpassung
  • eine stärkere Integration von Praxisakteuren und Praxiswissen in die Forschung, um den praxisnahen Wissenstransfer zu fördern und Bedürfnisse vor Ort besser zu berücksichtigen
  • eine stärkere Fokussierung auf soziale, wirtschaftliche und gerechtigkeitsbezogene Aspekte der Klimaanpassung, um sicherzustellen, dass angestrebte Lösungen die Bedürfnisse und Interessen verschiedener Bevölkerungsgruppen in den Gemeinden berücksichtigen

Wie lässt sich kommunale Klimaanpassung weiter stärken?

Um Klimaanpassung auf kommunaler Ebene gezielt weiter stärken zu können, ist es erforderlich, einen besseren Überblick darüber zu erlangen, was bereits in vielen Kommunen getan wird.

Nur so können verschiedene Handlungsbedarfe und Unterstützungsbedürfnisse erkannt und adressiert werden, denn die individuellen Klimafolgen und damit verbundene Herausforderungen können für die Gemeinden, Städte und Landkreise sehr unterschiedlich sein. Eine bundesweite Erfassung der Anpassungskapazitäten und -aktivitäten in Kommunen liegt allerdings nicht vor.

Zudem existieren im Bereich Klimaanpassung – anders als beim Klimaschutz, bei dem die Reduktion von CO2 bzw. CO2-Äquivalenten als messbarer Indikator genutzt wird – keine vergleichbaren, einfachen Kennzahlen, die es ermöglichen zu ermitteln, wie klimaangepasst eine Kommune eigentlich ist. Dies erschwert einen Vergleich zwischen Kommunen, um etwa zu identifizieren, wo mehr Unterstützungsbedarf nötig ist. Die Anpassungsforschung widmet sich seit einigen Jahren intensiv dieser komplexen Fragestellung.

Projekt will Daten über Klimaanpassung ermitteln

Das vom Umweltbundesamt (UBA) beauftragte Projekt „KomKlAn – Stand und Fortschritt kommunaler Klimaanpassung in Deutschland“ zielt darauf ab, hierzu Erkenntnisse beizutragen. Es werden Ansätze identifiziert, erarbeitet und umgesetzt, die Informationen und Daten zum kommunalen Anpassungsfortschritt systematisch erfassen und evaluieren. Hierbei richtet sich ein besonderer Fokus auf kleine und mittlere Kommunen.

Neben der Durchführung einer repräsentativen Kommunalbefragung zum Thema Klimaanpassung ist ein weiteres Ziel des Projekts, ein Online-Tool zu entwickeln, das Kommunen und Landkreise dabei unterstützt, ihre Klimaresilienz eigenständig zu erfassen und zu evaluieren. Die teilnehmenden Kommunen und Landkreise sollen mit Hilfe dieses Tools weiterführende Erkenntnisse darüber erhalten, an welchen Stellschrauben sie ansetzen können, um ihre Klimaresilienz zu verbessern.

Die Entwicklung des Tools erfolgt unter enger Beteiligung von kommunalen Vertreter*innen, da nur so die spezifischen kommunalen Bedürfnisse angemessen adressiert und technische sowie nicht-technische Umsetzungshürden identifiziert werden können.

Engere Zusammenarbeit nötig

Eine engere Zusammenarbeit zwischen (Kommunal-)Politik und Forschung ist ein zentraler Baustein, um den Herausforderungen der kommunalen Klimaanpassung angemessen begegnen zu können.

Damit Städte und Gemeinden widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels werden und dabei zugleich lebenswerte Orte bleiben, bedarf es einer ganzheitlichen Herangehensweise unter Beteiligung unterschiedlicher Akteure sowie gezielte Unterstützungsangebote, um wirksame und praktikable Lösungen zu entwickeln und umsetzen zu können.

Weitere Beiträge zum Thema auf unserem Blog:

Die Kommunen als Umsetzer der Energiewende – Förderprogramme und Leitfäden von Leona Freiberger, FfE München

Nachhaltigkeit und Smart City von Tobias Schock, Gemeinde Kirchheim

Regionale Wirtschaft stärken: Die Konzepte sind da, aber wenig bekannt von Dr. Michael Kopatz, Wuppertal Institut



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