EZB

Grüne Geldpolitik – Innovative Geldpolitik

Die Europäischen Zentralbank (EZB) ist eine mächtige Institution. Sie hat die Eurozone schon durch manche Krise geführt. Die aktuelle Krisenlage ist geprägt von Inflation, Krieg und Klimawandel. Die EZB hat ein Mandat zur Sicherung der Geldwertstabilität.

Aktuell konzentriert sie sich auf die Inflationsbekämpfung. Warum nicht mit grüner Geldpolitik? Was ist überhaupt grüne Geldpolitik?

Geldwertstabilität bedeutet Vertrauen

Grundsätzlich ist die Geldwertstabilität ein zentrales Ziel aller Zentralbanken weltweit. In der Eurozone gilt diese Aufgabe als erfüllt, wenn die Jahresinflation im Durchschnitt mehrerer Jahre bei 2 Prozent liegt.

Davon ist die Eurozone Anfang 2023 weit entfernt. Im Dezember 2022 lag die Inflation in Deutschland bei 8,6 Prozent. In der Eurozone erreichen einige Länder zweistellige Raten. Es ist unstrittig, dass eine hohe Inflation destabilisierend auf eine Wirtschaft wirkt. Denn das Vertrauen in die eigene Währung sinkt. Ein solches Vertrauen ist aber für die Zukunftsgestaltung wichtig. Auch für Investitionen in eine grüne Zukunft.

Inflationsbekämpfung ist daher wichtig, auch um die Zukunftsfähigkeit der Eurozone zu sichern.

Prof. Dr. Mechthild Schrooten

Traditionelle Inflationsbekämpfung bedeutet Zinspolitik

Bei der traditionellen Inflationsbekämpfung setzt die Geldpolitik auf eine Erhöhung der Leitzinsen. Dabei wird angenommen, dass hohe Zinsen die Nachfrage nach Krediten und damit auch nach Gütern reduzieren. Wenn die Nachfrage sinkt, so sinken in der Folge auch die Preise.

Mit steigenden bzw. hohen Zinsen würde demnach der Inflation schon bald die „Luft ausgehen“. Das gilt nach dem Lehrbuch, doch das Lehrbuch gilt nicht in der aktuellen Situation. Das ist ein Problem.

Was macht die EZB?

Die EZB setzt die Leitzinsen, zu denen sich die Geschäftsbanken bei ihr Geld leihen können. Diese Leitzinsen sind zuletzt im Dezember 2022 erhöht worden. Die EZB kann durch ihre Zinspolitik den Preis für Kredite erhöhen. Dieser Zins gibt an, zu welchem Preis sich Banken bei der Zentralbank Geld leihen können.

Seit dem 15. Dezember 2022 liegt dieser bei 2,5 Prozent und damit weit über dem Vorjahreswert von Null Prozent. Weitere Zinsschritte sind offenbar geplant. Davon sind auch die Investitionen in eine grüne Wirtschaft betroffen.

Diese Inflation ist anders                      

Diese Inflation ist jedoch nicht ohne erhebliche Nebenwirkungen mit immer höheren Zinsen zu bekämpfen. Denn das aktuelle Inflationsgeschehen geht nicht auf eine übermäßige Nachfrage zurück.

Vielmehr ist vor allem die Preisexplosion bei fossilen Energieträgern verantwortlich. Über die dramatisch gestiegenen Energiepreise verteuern sich schrittweise viele Güter. Inflationsbekämpfung könnte also auch durch einen neuen Energiemix stattfinden. Die Energiepolitik fällt aber nicht in den Kompetenzbereich der EZB.

Klimapolitik liegt nicht im direkten Mandat der EZB. Indirekt aber schon.

Prof. Dr. Mechthild Schrooten

Kompetenzzentrum Klimawandel

Der Klimawandel bestimmt die Rahmenbedingungen des Wirtschaftens. Daher hat die EZB selbst ein Kompetenzzentrum zu diesem Themenkomplex geschaffen. Hier sollen Analysen entstehen.

Denn tatsächlich geht es darum, dass die Investitionsfinanzierung neu gedacht werden muss. Investitionen in die fossile Wirtschaft werden sich in absehbarer Zeit entwerten. Finanzmittel für eine klimaneutrale Produktion müssen bereitgestellt werden.

Disinvestment auf der einen Seite, Investment auf der anderen Seite. Das bedeutet eine immense Neubewertung von Risiken für die Kreditwirtschaft. Dazu kommt, dass Anstrengungen zur angemessenen Finanzierung grüner Investitionen unternommen werden müssen.

Innovative Geldpolitik ist mehr als Zinspolitik

Implizit hat die EZB durchaus Möglichkeiten zu einer klimafreundlichen Geldpolitik. Zwar ist die Geldwertstabilität ihr oberstes Ziel. Nachgeordnet werden jedoch explizit weitere Ziele genannt.

Die EZB erklärt: „Der Klimawandel stellt eine Gefahr für unsere Wirtschaft und den Finanzsektor dar“.  Schon aus diesem Statement lässt sich schließen, dass die EZB eine enge Verbindung zwischen der Geldsphäre und dem Klimawandel anerkennt.

Fossile Produktion wird zum Finanzrisiko

Dazu kommt, dass die fossile Produktion nicht nur ein Klimarisiko ist, sondern auch ein immenses Risiko für den Finanzmarkt darstellt. Fossile Produkte werden an Bedeutung verlieren.

Hohe Renditen sind hier mittelfristig nicht mehr zu erwarten. Unternehmen, die in diesem Bereich produzieren, müssen sich umstrukturieren, um zukunftsfähig zu werden. Die Transformation geht über den Finanzsektor.

Die Chance

Aktuell gerät die fossile Wirtschaft nicht nur durch den Klimawandel unter Druck. Die riesigen Preisschwankungen und Verteuerungen von fossiler Energie machen diese zunehmend wirtschaftlich unattraktiv. Es gibt jetzt immer mehr Argumente für einen Übergang auf erneuerbare Energien.

Und so könnte endlich die Energiewende gelingen. Gleichzeitig könnte die Inflationsbekämpfung vorangetrieben werden. Innovation würde dann zu einem wichtigen Instrument einer zukunftsgerichteten Geldwertstabilität.

Präferentielle Kredite für klimaneutrale Projekte

Selbst bei steigenden Zinsen gäbe es Raum für eine Zinsdifferenzierung. Klimafreundliche Projekte könnten demnach beispielsweise von günstigen Zinsen bei staatlichen Förderbanken profitieren.

Hier greift die Fiskalpolitik – also der Staat – in die Kreditvergabe ein, zu Recht und aktuell auch zur Stützung der Inflationsbekämpfung. Denn je höher der Anteil an erneuerbaren Energien, desto geringer die Abhängigkeit von den Preisschwankungen bei den fossilen Energieträgern. Warum sind wir nicht eher darauf gekommen?

Grüne Inflationsbekämpfung ist möglich   

Die Sicherung der Geldwertstabilität ist die zentrale Aufgabe der EZB. Inflationsbekämpfung durch Investitionen in erneuerbare Energien sind wichtige Aufgaben der EZB, der EU, der Eurozone aber auch der Wirtschaftspolitik Deutschlands. Der Schlüssel für eine Vertrauen in die Zukunft liegt nicht allein bei der EZB.

Weitere Beiträge zum Thema auf unserem Blog:

Mut zur Gestaltung: Finanzpolitik für eine sozial-ökologische Marktwirtschaft von Matthias Runkel und Christopher Leisinger, FÖS

Wenn nicht jetzt, wann dann – wie die Energiewende gelingen kann von Dr. Berit Erlach und Dr. Dr. Cyril Stephanos, ESYS

Mit Innovationen und Produktivität gegen die Inflation von Dr. Thieß Petersen, Bertelsmann Stiftung



Kommentar verfassen