CCS: Warum das Speichern von CO2 im Untergrund sinnvoll und machbar ist

Prof. Dr. Christoph HilgersKarlsruher Institut für Technologie

Die oberste Prämisse einer nachhaltigen Klimaschutzpolitik ist die Vermeidung von Treibhausgasemissionen. Doch zu einer umfassenden Klimastrategie gehört auch, mit schwer vermeidbaren Rest-Emissionen umzugehen. Ein Weg dafür ist, den Rauchgasen das CO2 zu entziehen und langfristig zu speichern.

Solche technischen Lösungen sollten – ergänzend zur Stärkung intakter Ökosysteme als natürliche Kohlenstoffsenken – auch in Deutschland zum Einsatz kommen. Es gibt viele industrielle Prozesse, bei denen es sich CO2 nicht vermeiden lässt. Beispiele sind die Düngerproduktion, die Müllverbrennung oder die Zementherstellung. Diese Industrien könnten durch Carbon Capture and Storage, kurz CCS, sauberer werden.

Norwegen als Vorreiter bei CCS-Verfahren

Bei CCS wird das CO2 durch technische Verfahren abgetrennt und über eine Transportinfrastruktur in den Untergrund eingebracht. Dort kann es dauerhaft gespeichert werden. Norwegen speichert bereits seit 1996 rund eine Million Tonnen CO2 pro Jahr in der Nordsee und demonstriert derzeit die Machbarkeit von CCS an weiteren technischen Anlagen.

Das Zementwerk von Norcem in Brevik, etwa 150 Kilometer von Oslo entfernt, will ab diesem Jahr rund die Hälfte seines Kohlendioxids mit einem chemischen Verfahren vom restlichen Abgas abtrennen. Das Werk in Brevik gehört zum sogenannten „Longship„-Projekt, das von der norwegischen Regierung gefördert wird. Denn noch sind Energieaufwand und Kosten hoch. Ebenfalls Teil des Projekts sind die Müllverbrennungsanlagen von Hafslund Oslo Celsio.

In Norwegen wird schon lange CO2 dauerhaft im Untergrund gespeichert. In Deutschland hingegen gilt nach wie vor ein faktisches Verbot der CCS-Technologie.

Prof. Dr. Christoph Hilgers

Warum CCS in Deutschland machbar ist

Wir verfügen in Deutschland prinzipiell über große Gesteinsvolumina, in denen das Speichern von CO2 langfristig möglich ist. Dabei wird das CO2 durch Druck verflüssigt und ab etwa einem Kilometer Tiefe in porösen Gesteinen gespeichert. Dort verhält es sich dann wie eine Flüssigkeit: Es neigt dazu, im Untergrund zu bleiben.

Eine Speicherung ist generell in ausgeförderten Gas- oder Erdöllagerstätten oder in salinen Aquiferen im Meer möglich. Wo CCS sicher in Deutschland stattfinden könnte, hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe bereits Anfang des Jahrtausends umfassend untersucht. Auch Umweltschutzverbände wie der NABU und der WWF sprechen sich mittlerweile für CCS als Teil der deutschen Klimastrategie aus.

Risiken und Chancen, die überwiegen

Allerdings gibt es auch Risiken, die beobachtet werden müssen. CO2 könnte durch eine undichte Zementierung in alten Bohrlöchern wieder an die Oberfläche gelangen, die dann erneut zementiert werden müssten. Oder es könnte bei bestimmten geologischen Konstellationen durch Überdruck im Untergrund entweichen.

Das in das Speichergestein eingebrachte CO2 kann Schadstoffe im Untergrund freisetzen, es verdrängt teilweise das salzige Grundwässer in den tiefen Aquiferen, löst sich später darin auf und kann teilweise als feste Karbonatminerale Teil des Gesteins werden.

Diese Risiken müssen vor der Freigabe einer Lagerstätte umfassend untersucht werden. Die Betreiber der CO2-Speicher sind zudem verpflichtet, umfangreiche Maßnahmen- und Monitoringkonzepte zu erarbeiten und anzuwenden.

Die Risiken von CCS in der Nordsee sind überschaubar und begrenzt. Wägt man sie mit den Chancen ab, kann die CO2-Speicherung dazu beitragen, unsere Klimaziele zu erreichen.

Prof. Dr. Christoph Hilgers

Weitere Beiträge zum Thema auf unserem Blog:

CO2 einfangen und speichern – fünf Technologien von Martin Cames (Öko-Institut) und Kolleg: innen

Aus Abgas wird Rohstoff: Carbon Capture and Utilization mit Dr. Christoph Rameshan, Montanuniversität Leoben

Moore: Bedeutsam für Landschaft und Klimapolitik von Dr. Dominik Zak, Aarhus Universität



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